Leseproben
Aus "Der Holzwurm in der Eichenuhr"
Der Holzwurm in der Eichenuhr
frisst seit Jahrzehnten Eiche pur.
„Jetzt hab’ ich’s satt“, denkt er, „ich suche
mir einen schönen Schrank aus Buche.“
Ein Kamel trägt einen Scheich,
ziemlich dick und ziemlich reich,
keuchend durch die Mittagshitze.
Und es denkt: „Oh, wie ich schwitze.
Verdammt, ich hab’ doch auch ’ne Würde,
warum werf’ ich nicht ab die Bürde?
Ich weiß nicht, warum ich mich quäl’.
Ach ja, ich bin schon ein Kamel.“
Aus "Die alte Standuhr und andere Geschichten"
Die titelgebende Geschichte ist sehr lang, darum hier nur ein kleiner Ausschnitt
Die alte Standuhr
Es war einmal eine alte Standuhr. Ihr ursprünglich ebenholzfarbenes Kleid aus edlem Holz war mittlerweile angegraut und verschmutzt. Sie stand in der hintersten Ecke eines Antiquitätenladens. Niemand achtete auf sie, keiner wollte sie haben.
Dabei hatte sie wirklich schon bessere Zeiten erlebt, denn sie war schon zweihundert Jahre alt.
Seufzend dachte sie an alte Zeiten zurück. Sie träumte:
Die müden Wanderstiefel
Heike nahm ihre Wanderstiefel, die ihr viele Jahre gute Dienste geleistet hatten, aus dem Schuhregal und stellte ein Paar glänzende neue in die entstandene Lücke. „Ihr habt ausgedient“, dachte sie. „Ihr seht ganz schön schäbig aus und bei der letzten Wanderung habe ich schon Angst gehabt, ich verliere einen Absatz.“ Sie gab die Stiefel in einen Beutel, um sie zum Sammelcontainer zu bringen.
„Nanu?“, die Stiefel sahen sich erstaunt an. „Wieso ist es mit einem Mal so dunkel?“. Sie fürchteten sich und fassten sich ängstlich bei den Schnürsenkeln.
Kurz darauf ging Heike in die Stadt und nahm den Beutel mit den alten Stiefeln mit. Heike war nicht sehr groß und die Klappe vom Container war ziemlich hoch angebracht. Mühsam erreichte sie den Griff und schüttete den Beutel aus. Dabei übersah sie, dass die Stiefel daneben fielen. Sie packte den Beutel ein und ging fröhlich vor sich hin summend weiter.
Die Stiefel aber landeten auf dem Boden. „Wir sind frei“, riefen sie fröhlich. „Was machen wir nun?“. „Erst mal weg, noch sind wir nicht in Sicherheit“, sagte der rechte Stiefel zum linken. Dann marschierten sie schnurstracks davon. Sie gingen so schnell, wie es ging. Das hatten sie gelernt, denn Heike war eine gute Wanderin. Immer, wenn ihnen jemand entgegen kam, versteckten sie sich.
Bald kamen sie in einen Wald. Hier war es wunderbar schattig und kühl. „Hier können wir uns ausruhen“, dachten sie. „Wir sind in unserem Leben genug gelaufen.“ Sie suchten sich ein verstecktes Plätzchen und machten es sich bequem.
Von nun an rührten sie sich nicht mehr von der Stelle und schliefen Tag und Nacht. Bald waren sie mit Moos überzogen und kaum noch vom Waldboden zu unterscheiden.
Und wer im Wald spazieren geht und ein leises Schnarchen hört, sollte schnell weitergehen und die müden Wanderstiefel nicht in ihrer Ruhe stören.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert:
erzählt von Hanna, die zum 60. Geburtstag allein eine Reise nach Sylt unternimmt, dorthin, wo ihr Mann ein Jahr zuvor seebestattet wurde.
Ohne Dich – Gedanken nach dem Abschied
enthält Gedichte, in denen Hanna ihre Gefühle nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes ausdrückt.
Aus dem erstem Teil des Buches "So'n Schiet aber auch"
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Milly, die Theatermaus
Es war einmal eine kleine Maus. Sie hieß Milly und lebte im Theater. Im Orchestergraben hatte sie es sich gemütlich gemacht, denn sie liebte Musik. Im Hohlraum eines Kabelschachtes hatte sie sich ein schönes Heim geschaffen. Dabei achtete Milly sorgfältig darauf, kein Kabel zu beschädigen. Ihr Bett bestand aus einem Lederschutz, den ein Geiger einmal verloren hatte. Ihre Decke war ein hübsches gesticktes Taschentuch, auch ein Fundstück. …..
Wolfgang Amadeus Richard
Das kleine Gespenst Wolfgang Amadeus Richard lebt mit seiner Mutter Constanze in einem großen Theater. Die Mutter liebt Musik und wie man unschwer erkennen kann, ist ihr Lieblingskomponist Wolfgang Amadeus Mozart, den auch schon ihre Mutter liebte.
Aber warum heißt das kleine Gespenst denn Wolfgang Amadeus Richard? Nun, die Antwort ist ganz einfach. Constanze hat ihren Mann, den Vater von Wolfgang Amadeus Richard, sehr geliebt und dieser verehrte wiederum Richard Wagner sehr. So kommt also ein kleines Gespenst zu einem großen Namen. Seine Mutter ruft ihn auch nie mit einer Abkürzung. „So viel Zeit muss sein“, sagt sie immer, „wenn man das Glück hat, drei schöne Namen zu haben, dann sollte man sie auch nennen.“……….
Die letzte Vorstellung
Noch einmal singt er voller Lust
von Liebe, Leid und Schmerzen.
Doch wie sieht’s aus in seiner Brust,
ganz tief in seinem Herzen?
Denn heut‘ verlässt er diese Stadt.
Gern wär‘ er noch geblieben.
Dort, wo man ihn gefeiert hat,
dort, wo ihn alle lieben.
Er hat den Abschied nicht gewollt,
ändern kann er’s nicht.
Und eine kleine Träne rollt
über sein Gesicht.
Dann kommt der letzte Schlussapplaus
und er verneigt sich stumm.
Doch plötzlich sieht er fröhlich aus,
lächelt ins Publikum.
Er hat ja schon ein neues Ziel.
Dort wird er weiter singen.
Für ihn beginnt ein neues Spiel.
Und es wird ihm gelingen.